„Godwin beeil Dich. Wir kommen sonst schon wieder zu spät. Es hat schon zum ersten Mal geklingelt. Herr Alvin und Herr Alvar werden wieder böse und wir kriegen zu Hause Ärger.“ „Freya, was Du wieder hast. Wir werden es schon noch pünktlich schaffen.“
Und tatsächlich, keine Sekunde zu früh betraten sie ihren Klassenraum und der Unterricht bei Herrn Alvin und Herrn Alvar ging los.
Ihr habt richtig gehört, unsere beiden Weihnachtswichtel Alvin und Alvar sind mittlerweile erfahrene ältere Wichtel. Sie werden daher vom Weihnachtsmann als Lehrer eingesetzt und werden Herr Alvin und Herr Alvar genannt. Sie bringen den kleinen Jungwichteln bei, wie man die Wünsche der vielen Kinder sammelt, wie man Geschenke möglichst schön verpackt, wie man einen Schlitten richtig beladen muss damit der nicht umkippt und auch die Pflege der Rentiere vom Weihnachtsmann gehört zum Unterricht. Als sie mit ihrer Klasse gerade mal wieder im Rentierstall waren, schaute der große Boss – der Weihnachtsmann – höchst persönlich vorbei.
„Alvin und Alvar, könntet ihr nach dem Unterricht bitte zu mir ins Büro kommen? Ich muss euch etwas sagen.“
„Natürlich Chef, das machen wir.“ Und so gingen Alvin und Alvar nach dem Unterricht direkt zum Weihnachtsmann.
„Nun, ihr beiden Wichtel. Ihr habt in den vergangenen Jahren Reisen an verschiedene Orte der Welt durchgeführt. Dort habt ihr euch angesehen wie man Weihnachten feiert. Ich möchte ein neues Unterrichtsfach einführen. Es heißt Weihnachten weltweit. Dort sollt ihr euer Wissen an die Jungwichtel weitergeben. Und um wirklich die meisten Orte dieser Welt abgedeckt zu haben, möchte ich euch um eine weitere Reise an verschiedene Orte dieser Welt bitten. Natürlich nur, wenn ihr einverstanden seid?“
„Und ob wir einverstanden sind. Da brauchen wir gar nicht lange zu überlegen. Womit reisen wir denn dieses Mal? Gibt es unsere Sternschnuppe Solaris noch oder ist sie mittlerweile verglüht?“
„Da habe ich eine tolle Nachricht. Eure Sternschnuppe Solaris, mit der ihr die letzten Reisen gemacht habt, steht euch ein letztes Mal zur Verfügung. Sie ist zwar schon alt und strahlt nicht mehr ganz so hell. Aber ein letztes Mal wird sie euer Begleiter sein.“
„Oh wie toll, da freuen wir uns noch viel mehr auf die Reise.“
Und so geschah es. Zwei Tage später haben Alvin und Alvar ein paar Sachen gepackt und gingen zu Solaris in den Sternschnuppenschuppen. Solaris war total aufgeregt die beiden wiederzusehen und fing abwechselnd an zu blinken und hell zu leuchten.
„Solaris, spar Dir Deine Kraft für die Reise, sagte Alvin.“ Die beiden Wichtel sprangen auf den Schweif von Solaris und schon ging die Reise los.
Argentinien
„Boh Alvin, ist das hier warm.“ „Richtig, hier ist jetzt auch Sommer. Und die Kinder haben Sommerferien.“ „Das ist ja lustig.“ „Absolut. Und der Weihnachtsmann heißt ihr auch anders, nämlich Papa Noel. Wir sind in Argentinien. Und obwohl hier Sommer ist, werden Anfang Dezember die Geschäfte und Kaufhäuser weihnachtlich geschmückt. Der 8. Dezember ist hier übrigens ein ganz wichtiges Datum. Da wird das “Día de la Inmaculada Concepción de María” gefeiert.“ „Uuuiiii, das klingt aufregend. Aber was ist das?“ „An diesem Tag wird “Mariä Empfängnis” gefeiert und Du weißt ja, dass die Jungfrau Maria die Mutter von Jesus war. Daher findest Du hier überall die „pesebre” also die Krippe als wichtigste Weihnachtsdekoration in Argentinien. Richtig Weihnachten gefeiert wird in Argentinien wie in vielen anderen Ländern auch am 24. und 25. Dezember. Normalerweise wird am 24- Dezember ein großes Essen für die ganze Familie vorbereitet. Auch Freundinnen und Freunde kommen zum Fest dazu. Das Essen findet eher spät am Abend statt, irgendwann zwischen 21:30 bis 22:00 Uhr. Pünktlich zu Mitternacht rufen dann alle “¡Feliz Navidad!”, also „Frohe Weihnachten“ und alle rennen raus, um nach Papa Noel zu gucken. In der Zeit, in der alle draußen sind, packt einer der Erwachsenen die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Wenn die Kinder wieder reinkommen, liegen die Geschenke als Überraschung da und die Bescherung kann beginnen. Am nächsten Tag, den 25. Dezember, ist dann der “Resteessen-Tag”. Die meisten typischen argentinischen Weihnachtsgerichte sind kalt, weil es draußen viel zu heiß für warme Speisen ist. So gibt es zum Beispiel Kalbfleisch mit kalter Thunfischsoße, gefüllte Eier oder argentinischen Thunfisch-Rollkuchen.“ „Alvar, ich mag Thunfisch ja nicht so gerne.“ „Alvin, ich auch nicht. Lass uns doch mal gucken, ob es in einem anderen Land etwas Anderes gibt?“ Und schwupps, zog Alvin am Schweif von Solaris und sie brausten weiter…
Ghana
„Alvar, hier ist es schon wieder so heiß. Richtig, wir befinden uns hier ja auch im Westen Afrikas.“ „Oh toll, jetzt sehe ich es auch. Wir sind in Ghana. Aber so richtig wird Weihnachten hier ja nicht gefeiert. Das wird dem Chef aber gar nicht gefallen.“ „Nun warte ab, eine typische Vorweihnachtszeit gibt es hier nicht. Aber Weihnachten wird trotzdem gefeiert. Weihnachtsstimmung wird vor allem in der Hauptstadt Accra oder in der großen Stadt Kumasi verbreitet.“ „Sieh nur, die vielen Menschen mit Trompeten und Posaunen. Was machen die denn da?“ „Das sind Blaskapellen, die von Haus zu Haus ziehen, Musik spielen und um Spenden bitten.“ „Da sind ja sogar Clowns dabei.“ Richtig, diese Kapellen erregen hier viel Aufmerksamkeit und oft entstehen daraus richtige Partys. Du musst wissen Ghanaer sind sehr offene Menschen, die auch gerne mit Fremden feiern.
Am 24. Dezember ist es für viele Christen hier sehr wichtig in die Kirche zu gehen. Die Kirche ist hier nämlich nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Treffpunkt, um sich mit anderen auszutauschen und dort Zeit zu verbringen. In den Kirchen werden sogar Theaterstücke von Jesus Geburt mit tollen Kostümen, viel Musik und schönen Bühnenbildern aufgeführt. Neben den Theaterstücken wird auch viel gesungen und getanzt. Alvin, Du musst wissen: in Ghana wird seeeeehr viel gesungen und getanzt, nicht nur zu Weihnachten. Die Menschen kleiden sich für diese Anlässe bunt und farbenfroh, oft mit dem traditionellen Kente-Stoff. Du musst wissen, den durften früher nur Könige tragen. Und die typischen Muster hast Du garantiert schon einmal gesehen.“ „Und was machen die Menschen nach der Kirche?“ „Na was schon, sie essen. Oft gibt es hier Fufu mit Ziegenfleisch. Fufu ist eine Art fester Kartoffelkloß. Meistens gibt es hier zun Weihnachten eine Version vom täglichen Essen, nur mit mehr Aufwand und besseren Zutaten. Und jetzt wirst Du so richtig überrascht sein, Alvin. Denn in Ghana gibt es an Weihnachten kaum Geschenke.“ „Was? Keine Geschenke?“ „Nein, die Kinder in Ghana freuen sich viel mehr auf gutes Essen und das Miteinander. Daher bingt der Weihnachtsmann auch eher ein gutes Essen als Geschenk mit. Im Vordergrund steht die gemeinsame Zeit mit der Familie.“ „Alvar, das finde ich richtig gut. Die Menschen sind hier so genügsam und nicht so anspruchsvoll und habgierig wie in vielen anderen Ländern der Welt.“ „Da hast Du recht. Aber schau, Solaris wird schon wieder unruhig. Wir müssen weiter.“ Und schon zog Alvin am Schweif und sie brausten erneut davon…
Hongkong
„Alvar, das ist ja komisch hier. Man merkt gar nicht, dass Weihnachten ist.“ „Richtig, Alvar. In Hongkong glauben die wenigsten Kinder an den Weihnachtsmann und bekommen daher die Geschenke wenn überhaupt von ihren Eltern.“ „Wieso denn das?“ „Du weißt, Weihachten ist ein christliches Fest und in Hongkong sind die meisten Menschen Buddhisten. Weihnachten ist hier nur eine Art Unterhaltungsveranstaltung. Weihnachtsschmuck gibt es vor allem in den großen Einkaufszentren. Diese werden mit bunten Lichtern, Weihnachtsbäumen und oft sehr kitschigen weihnachtlichen Figuren geschmückt. Sieh nur, da stehen Weihnachtsmänner in pink und lila.“ „Wo gibt es denn so etwas?“ „Haha. Na hier, in Hongkong.“ „Feiert man denn hier überhaupt ein Stück Weihnachten?“ „Nicht so richtig. Am 24. und 25. Dezember trifft man sich meistens mit Freundinnen und Freunden oder Verwandten und macht eine kleine Party. Dazu wird oft englische Weihnachtsmusik gehört und ab und zu kleine Geschenke untereinander verteilt, aber noch nicht ausgepackt. Genau wie in England wird der 26. Dezember “Boxing Day” also „Geschenkschachtel-Tag“ genannt. Erst an diesem Tag werden dann die Geschenke ausgepackt.“ „Alvar, das gefällt mir hier als Weihnachtswichtel überhaupt nicht. Können wir weiter?“ „Alvin, mir auch nicht. Ich zeige Dir jetzt noch ein Land, in dem es jetzt Winter ist und Weihnachten auch tatsächlich gefeiert wird.“ „Oh wie, toll. Da freue mich aber.“ Und so zog Alvin am Schweif der Sternschnuppe und sie flogen ans andere Ende der Welt…
Deutschland
„Hau di hera, dann samma mehra. I glab dir brennt da Huat. Schleich Di. I kimm do ned auf der Brennsubbn daher. Glei foid da Wadschnbam um.“ „Alvar, wo sind wir denn hier nur gelandet? Die reden so komisch. Ich versteh kein Wort.“ „Alvin, warte nur ab. Es wird noch besser. Sieh nur, was die für Bewegungen machen.“ „Wirklich seltsam, die hauen sich auf die Oberschenkel und jetzt, guck doch, jetzt schlagen sie sich gegenseitig auf den Hintern. Ich fasse es nicht, sind das Außerirdische und wir sind auf dem Mars gelandet oder was ist hier los?“ „Nein, Alvin. Wir sind in Bayern, einem Teil von Deutschland. In Deutschland gibt es wahnsinnig viele Traditionen. Bei vielen Familien findest Du einen Adventskalender und einen Weihnachtskranz, mit dem im Grunde genommen die Zeit bis zum 24. Dezember angezeigt wird. Hier gibt es auch die Besonderheit, dass entweder das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, je nachdem in welcher Region von Deutschland die Menschen leben. Als Weihnachtsessen gibt es häufig nur kleinere Speisen, wie zum Beispiel Kartoffelsalat mit Würstchen. Die richtigen Festtagsspeisen wie Gänsebraten oder Ente, werden meist erst am 1. oder 2. Weihnachtsfeiertag serviert. Dazu gibt es Rotkohl oder Grünkohl und Kartoffelklöße. Und nicht zu vergessen, Alvin das ist wieder etwas für Dich, die leckeren Plätzchen, Lebkuchen und Christstollen die hier immer und überall in der Weihnachtszeit zu sehen sind.“ „Toll Alvar, das gefällt mir richtig gut.“ „Und viele Leckereien gibt es hier auch auf den zum Teil weltberühmten Weihnachtsmärkten, wie zum Beispiel der Christkindlesmarkt in Nürnberg oder der Striezelmarkt in Dresden. Da kannst Du Dich dick rund futtern, Alvin. Aber nicht zu viel, sonst passt Dir Dein Mäntelchen nicht mehr und Solaris kommt nicht mehr in die Lüfte.“ „Nein, nein, keine Sorge. Ich passe schon auf. Aber hier und da eine kleine Leckerei gönne ich mir schon.“ „Darfst Du auch. Neben den vielen Leckereien gibt es hier auch viele geschmückte Wohnungen und Häuser. Schwibbögen oder Herrnhuter Sterne sind hier überall zu finden. Sie erleuchten die Dunkelheit und sorgen für eine gemütliche Stimmung.“ „Hyggelig sagt man doch dazu, oder?“ „Das könnte man so sagen. Allerdings kommt das Wort aus Dänemark. Bring jetzt nicht alles durcheinander. Nicht, dass wir den kleinen Jungwichteln noch Unsinn erzählen.“ „Nein, nein, keine Sorge. Die Erzählungen überlasse ich lieber Dir.“
Und so machten die beiden sich auf die Heimreise. Am Nordpol angekommen, saßen sie noch eine Zeit lang auf ihrer Sternschnuppe Solaris und blickten in die Ferne. Es war Nacht und es fing an zu schneien. Alvar, wir haben so viel gesehen und ich muss sagen, die Menschen sind schon komische Wesen. Und so unterschiedlich. Einige sind wunschlos glücklich und andere wollen immer mehr und mehr. Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du nur drei Wünsche frei hättest?“ „Weißt Du Alvin, ich bin glücklich und zufrieden. Ich habe alles was ich brauche. Aber für die Menschen würde ich mir drei Dinge wünschen: Toleranz, Demut und Menschlichkeit.“ „Alvar, das finde ich richtig schön.“
So saßen die beiden Wichtel noch eine ganze Weile nebeneinander, genossen den verschneiten Blick in die Ferne und schwiegen…
Alle Informationen stammen von der Internetseite: kindersache.de URL: https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/andere-laender/weihnachten-weltweit (Stand: April 2024)